Trumps Amtsantrittsrede sollte man sich anhören. Dergleichen hört man eher selten von Politikern, jedenfalls selten in der messianischen Tonlage, die sowohl zur persona Donald J. Trump als auch, wie Arsch auf Eimer, zum amerikanischen collective mind passt.
Positiv zu vermerken ist vor allem die Ansage, dass die amerikanische Militärmacht sich künftig daran messen lassen soll, welche Kriege sie beendet und welche sie gar nicht erst anfängt.
Trump bemüht den „gesunden Menschenverstand“ als Maßstab seiner Politik – „its all about common sense“ – und macht gleich einen wuchtigen Rundumschlag in dieser Richtung:
Ab sofort gibt es offiziell wieder nur zwei Geschlechter in Amerika und die Durchdringung des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens mit der woken Agenda wird beendet.
Die offene Südgrenze wird geschlossen und „Millionen von kriminellen Ausländern“ sollen abgeschoben werden. Wie die „Kriminellen“ von den anderen unterschieden werden sollen, wird eine Frage sein, die wohl noch die Gerichte beschäftigen wird – jedenfalls eine einigermaßen gruselige Auskunft darüber, dass die neue Administration umstandslos und vermutlich mit drastischen Methoden Massenabschiebungen durchführen will.
Obendrein sollen die lateinamerikanischen Kartelle als ausländische terroristische Organisationen kategorisiert werden. Das mag sich für Law & Order Fans befriedigend anhören, öffnet allerdings eine scheunenentorgroße Hintertür für amerikanische Across-the-border Angriffe in den südlichen Nachbarländern der USA.
Grenzsicherheit, Massenabschiebungen, Strafzölle für ökonomische Konkurrenten, Beendigung des „Green New Deal“, Erweiterung des US-Territoriums, Landung auf dem Mars – Trump skizziert eine überaus ehrgeizige und anspruchsvolle Agenda, ganz und gar zu seinem Vorhben passend, Amerikas (vermeintliche) alte Größe wiederherzustellen.
Unterm Strich beschwört er ein glorreiches, überlegenes, wiedererstarkten Amerika, die „Shining City on the Hill“ aus der amerikanischen Mythologie, das es mit jedem anderen Land nicht nur aufnehmen, sondern das aufgrund der göttlichen Überlegenheitsgarantie für die exzeptionelle amerikanische Nation jedes andere Land in den Schatten stellt, auskonkurrieren und (der Kalauer sei gestattet) übertrumpen kann.
Auf jeden Fall wurde vermittels dieser Rede das ambitionierteste, radikalste und (wenn man es gut meint) visionärste Regierungsprogramm der amerikanischen Geschichte verkündet. Was Trump davon umsetzen wird (kann), wird sich zeigen.
In der Essenz ein Programm, das den militärischen Aspekt des US-Imperialismus stark auf die unmittelbare geografische Umgebung der USA beschränken will und das dem Rest des Globus weiterhin bzw. erneut und erneuert mit der unschlagbaren amerikanischen Gewalt ökonomischer Erpressung und sendungsbewußter Hybris seinen Platz zuzuweisen gedenkt.
Übrigens erwähnte er mit keinem Wort das Ukraine-Projekt.